Am Donnerstagabend bin ich mal wieder nach London-Stansted geflogen. Ich liebe den Lübecker Flughafen oder besser gesagt, den Lübecker Flugplatz. Es ist zwar vieles ein bischen provisorisch. Statt stylischer Wartezonen wie in den neuen Hamburger Terminals gibt es hier ein Zelt. Ein Rundblick in dieser Zelthalle verrät auch gleich, wem Lübeck die Passagiere zu verdanken hat – Ryan Air.

Ist der Flieger dann endlich da, geht man die paar Meter zum Flugzeug und steigt ein – ganz schnell, sehr direkt und irgendwie privat. Mir gefällts auf jeden Fall, einmal ganz abgesehen von den fast unschlagbar günstigen Preisen von Ryan Air.

In London angekommen, habe ich mir den Mietwagen geholt und bin losgefahren. Die M 11 nach Süden, in Richtung London. Nach ca. 15 Meilen wollte ich dann wie gewohnt abbiegen auf die M 25 und im Uhrzeigersinn bis zur Abfahrt Heathrow fahren, dann weiter auf der M 4 nach Reading, wo der Workshop sein sollte.

So weit mein Plan, doch die englischen Straßenbauarbeiter hatten anderes mit mir vor. Die Abfahrt von der M 11 auf die M 25 war gesperrt. „Diversion“ verkündete lapidar das dazugehörige Schild. Was blieb mir also anderes übrig, als geradeaus auf der M 25 weiterzufahren.

Und dann kam die zweite Überraschung. Ich wartete (fast) vergebens auf die nächsten Umleitungs-Schilder. Während wir in Deutschland daran gewöhnt sind, alle paar Kilometer mindestens ein Schild zu sehen, das uns in die richtige Richtung weist, können die Engländer scheinbar darauf verzichten. Anfangs war es für mich absolut ungewohnt. Der Gedanke jetzt evtl. falsch gefahren zu sein, etwas übersehen zu haben und daher evtl. jetzt mitten in der Nacht durch London zu fahren, ohne Stattplan, verunsicherte mich schon. Doch dann machte ich mir klar, wie stark meine Gedanken mal wieder durch unsere deutsche „Gründlichkeit“ geprägt waren. Ich faßte einfach mehr Zutrauen zu mir selbst, ließ die Dinge auf mich zukommen und genoß sogar die nächtliche Fahrt.

Und siehe da, nach fast 20 Meilen kam tatsächlich ein kleines Schild, das auf die nächste Abzweigung mit „diverted traffic“ hinwies. Ich folgte noch zwei weiteren Schildern und befand mich wieder auf der M 11, diesmal in Richtung Norden. Nachdem ich die 20 Meilen wieder nach Norden gefahren war, konnte ich erfolgreich über die südliche Abzweigung auf die M 25 abbiegen und meinen Weg nach Reading fortsetzen.

Was habe ich daraus gelernt: Die Engländer trauen ihren autofahrenden Bürgen mehr zu, als die Deutschen. Sie beschränken sich auf die absolut notwendigen Schilder. Das spart sicherlich etwas Geld, es läßt den Menschen aber mehr Freiheit und mehr Verantwortung – das gefällt mir.

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